M�rz 1998
Wie f�ngt man bei einem solchen Thema am besten an? Warscheinlich, wie alles begann...
Um Euch nicht zu langweilen, habe ich vieles weggelassen. Z.B. warum ich erst 4 Jahre nach meiner Musterung mit dem Zivildienst fertig bin.
Es war einmal ein sch�ner Tag... bis der Postbote da war und ich meine Post �ffnete. An dem Tag im Jahre 1994 hatte ich meine "Vorladung" zur Musterung beim Kreiswehrersatzamt Meppen erhalten. Also noch ein paar Bescheinigungen vom Arzt abgeholt und ab nach Meppen. Leider waren die �rzte bei der Musterung anderer Meinung als meine �rzte und ich. Das hei�t, da� ich den Tauglichkeitsgrad 3 (bedingt einsatzf�hig -> oder so �hnlich -> ich h�tte auch in der Grundausbildung nicht alles mitmachen brauchen) erhalten hatte.
Da ich aber schon immer nur sehr eingeschr�nkt Sport machen durfte (Knieprobleme), wollte ich mich damit nicht abfinden und als "untauglich" eingestuft werden. Nach ein paar Monaten und mehreren Nachuntersuchungen war ich dann T4 (vorr�bergehend untauglich), was mir auch nichts brachte. Also habe ich kurzentschlossen verweigert. (Ich dachte mir, da� die Knie im Zivildienst weniger belastet werden -> was sich dann auch best�tigte.)
Ich schrieb also einen zweieinhalbseitigen Brief �ber meine Gesinnung und warum ich verweigern wollte. Wer Interesse hat, dem kann ich mal genau erkl�ren, was ich gemacht habe -> einfach bei mir melden!
Dieser Brief ging dann zum zust�ndigen Kreiswehrersatzamt, von wo er dann zum Bundesamt f�r Zivildienst (BAZ) weitergeleitet wurde. Nun hie� es WARTEN (so eine Pr�fung kann bis zu 6 Monate dauern! Sie l��t sich aber unter bestimmten Vorraussetzungen beschleunigen -> das wu�te ich aber dummerweise erst sp�ter). Nach fast 5 Monaten hatte ich dann die Best�tigung: "Sie sind berechtigt, den Dienst an der Waffe zu verweigern". Juhuu!!!
Meine erste Idee war es nun, in einem Krankenhaus im B�ro oder in der Verwaltung zu arbeiten (was durchaus m�glich w�re - schlie�lich bin ich ausgebildeter B�rokaufmann!). Leider war so eine Stelle erst wieder in einem halben Jahr frei. So mu�te ich mir etwas anderes suchen. Aber was? Ich habe dann einfach bei verschiedenen hier in der Gegend befindlichen Krankenh�usern nachgefragt, ob sie �BERHAUPT eine Zivistelle frei h�tten. Beim dritten Krankenhaus hat es dann auch geklappt und ich hatte INOFFIZIELL eine Zivistelle.
"Inoffiziell", weil das Krankenhaus erst einen Antrag an das BAZ stellen mu�te, da� es mich haben wollte. Und das BAZ mu�te dann entscheiden, ob ich da hindurfte oder nicht. Nat�rlich war das kein Problem, und ich konnte im Februar 1997 (nach nochmal 3 Monaten) ENDLICH mit meinem Zivildienst beginnen - als Krankenpfleger auf einer chirurgischen Station.
Von nun an hie� es: Schichtdienst. Das hei�t nun wieder, Montag bis Freitag Sp�tschicht (13.00 - 20.30 Uhr), Samstag und Sonntag kam es darauf an, wie viel zu tun war, in welcher Schicht ich arbeiten mu�te, und dann Montag bis Freitag Fr�hschicht (6.00 Uhr bis 13.30 Uhr). Das hei�t, da� ich jedes zweite Wochenende arbeiten mu�te, daf�r in der Sp�tschichtwoche aber einen wechselnden Tag frei hatte.
Als ich am ersten Tag um 8.00 Uhr (wie vereinbart) auf der Station ankam, hie� es erstmal, meine neuen Kollegen, mit denen ich 13 Monate auskommen mu�te, kennenzulernen. Au�erdem mu�te ich mich auf der Station zurechtfinden - garnicht mal so einfach, wenn man davon noch �berhaupt keine Ahnung hat. Irgendwann war Feierabend und ich lie� mich zu Hause auf die Couch fallen... Ich war den ganzen Vormittag nur am rumrennen gewesen...
Der zweite Tag (und die n�chten 13 Monate) sollte aber noch schlimmer werden. Morgens um 5.00 Uhr aufstehen, sich frisch machen, etwas essen, kurz die E-Mails beantworten ;-) und sp�testens um 5.40 Uhr losfahren, ist schon schwierig. Und ich kann es vorwegnehmen: ich habe mich nie richtig daran gew�hnt...
Meine Arbeit im Krankenhaus bestand darin, den Patienten morgens beim Waschen zu helfen - notfalls mu�te ich ihnen beim Duschen helfen. Damit hier keine Mi�verst�ndnisse aufkommen: es war eine reine M�nnerstation! Was Ihr auch wieder denkt... ts,ts,ts... Dann mu�te ich sehen, da� alle Patienten ihr Essen (Fr�hst�ck, Mittag, Kaffee, Abend) bekamen. Dann mu�te ich Betten machen. Dann mu�te ich Urinflaschen leeren (kommt einem zuerst nicht so toll vor, aber das ist noch harmlos ;-).Dann mu�te ich einigen Patienten beim Essen helfen oder ihnen das Essen eingeben ("f�ttern" sagt man nicht).
Dann hatte ich VIEL Putzarbeit zu leisten. Aber auf der Station waren auch noch Sch�lerInnen und oft genug auch noch PraktikantInnen. Diese waren nat�rlich eine gro�e Hilfe. Das waren jetzt alles nur Beispiele. Nat�rlich wuchs mein T�tigkeitskatalog mit meiner Erfahrung. Z.B. Blutdruck messen, Patienten, die sich gar nicht selber helfen konnten, ALLEINE waschen, ich durfte auch ab und zu Medikamente rausgeben (nat�rlich durfte ich nicht entscheiden, wer welche Medikamente bekam). Kaffeekochen, Brote schmieren, Tee kochen, Mineral-Wasser ausgeben, die Betten von entlassenen (oder verstorbenen -> das kam zum Gl�ck nicht sehr h�ufig vor) Patienten zur Waschanlage schieben, die Schr�nke ausputzen, die Tischdeckchen auswechseln.
Die Sp�lr�ume (f�r Waschsch�sseln, Urinflaschen, Nierenschalen usw.) sauber halten, die vollen M�lls�cke ausspannen, die Sp�lmaschine in der Teek�che bedienen, die Instrumente (Pinzetten, Scheren, Knopfkan�len, und wie sie alle hei�en) s�ubern, einschwei�en und zur Sterilisation bringen, die Wickeln (Verb�nde) aufwickeln... und so weiter und so fort.
Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich mich halbwegst "eingelebt" hatte. Es war nunmal nicht mein Metier (schlie�lich hatte ich eine Ausbildung im B�ro gemacht). Zwischendurch (nach etwa 4 Monaten) ist mir sogar gedroht worden, da� ich auf eine andere Station versetzt werde. Und nur, weil ich mir einfach den Arbeitsablauf nicht merken konnte. Die Drohung wurde zum Gl�ck nicht wahrgemacht...
Im nachhinein w�rde ich sagen: W�rde ich das nochmal machen? Ich wei� es nicht! Einerseits hat mir vieles auch sehr viel Spa� gemacht. Andererseits waren auch viele Arbeiten gelinde gesagt "Drecksarbeiten". Mit den Kollegen bin ich gr��tenteils sehr gut ausgekommen. Mit den Sch�lern und Sch�lerinnen erst recht. Auch, wenn ich "nur" ein Zivi war, hatte ich eine gro�e Verantwortung zu tragen! Das war auch gut so. Wenn man dauernd nur gesagt bekommt: mach dies und mach das, dann macht das eben keinen so gro�en Spa�, aber wenn man auch eigenverantwortlich Arbeiten darf, sieht das anders aus.
Allerdings hatte ich auch Gl�ck, weil ich auf die beste Station im Marienkrankenhaus (so der Name) gekommen bin. Und das ist nicht nur meine Meinung, sondern die Meinung von fast allen Sch�lern, die ja alle paar Monate die Station wechseln m�ssen und so jede Station kennen. Ein Kollege (Mit-Zivi) auf einer Inneren Station war nicht so begeistert. Er hatte fast nur schwere bis schwerste Pflegef�lle zu betreuen. Und bei ihm (nicht durch ihn) sind sehr viel h�ufiger Patienten gestorben.
Das ist auch ein Thema. Ich war ja nun zum Gl�ck auf einer chirugischen Station. Da liegen dann die Bein- Arm- Rippen- und Sonstwas-Br�che, Knie-, Blindarm, H�morr...�hm..."H�moriden"- (das ist nicht die korrekte Schreibweise, aber wer kann die schon?) und sonstwas-Operationen. Also zumeist nichts ernstes. So habe ich in den gesamten 13 Monaten 2 tote Patienten GESEHEN und in die Leichenhalle gebracht (nicht alleine). Beim ersten Patienten war es eine ziemlich herbe Erfahrung, weil ich bei ihm den Puls z�hlen sollte und keinen gef�hlt habe. Er ist dann sofort reanimiert worden, aber eine halbe Stunde sp�ter war er gestorben. Es war ein relativ alter Patient gewesen, aber wenn man so etwas nicht am eigenen Leib miterlebt, kann man das einfach nicht nachf�hlen, wie ich mich in der Situation gef�hlt habe. Der Tag war einfach gelaufen f�r mich.
OK, nochmal: w�rde ich das nochmal machen? Warscheinlich ja. Auch im Krankenhaus und auch als Krankenpfleger.
Ich denke, das war er, mein Bericht zum Zivildienst. Hier noch ein paar Vor- und Nachteile vom Zivi-sein im Krankenhaus:
+ in der Fr�hschichtwoche war ich um 14.00 Uhr zu Hause
- in der Fr�hschichtwoche mu�te ich um 5.00 Uhr morgens aufstehen.
+ in der Sp�tschichtwoche konnte ich ausschlafen
- in der Sp�tschichtwoche blieben mir nur 3-4 Stunden (je nachdem,
wann ich aufstand) zu Hause. Abends, wenn ich um 21.00 Uhr
zur�ckkam, hatte ich keine Lust noch irgendetwas zu machen!
- ich hatte viel "Drecksarbeit" zu tun
- ich war fast den ganzen Arbeitstag auf den Beinen
+ ich hatte 31 Tage Urlaub (statt 28 bei "normalen" Zivis).
+ ich hatte Anspruch auf Soldstufe 3 (1=13,50DM, 2=15,00DM,
3=16,50DM PRO TAG (nicht pro Stunde :-))
+ ich habe viel �ber die Pflege von kranken und/oder alten Menschen
gelernt.
+ ich habe viel Freude mit �lteren Patienten gehabt, die von ihrer
Vergangenheit (Teilweise vom 1. Weltkrieg!) erz�hlten.
- ich hatte aber auch viel �rger mit Patienten, nicht nicht damit
zurechkamen, ein Pflegefall zu sein oder einfach arrogant, ego-
istisch und r�cksichtslos den anderen Patienten gegen�ber usw. waren.
- in Sto�zeiten hatte auch ich als Zivi viel Stre�
- Zivildienst dauert 3 Monate l�nger als Bundeswehr
+ ich habe jetzt ALLES hinter mir -> keine Ersatz-�bungen o.�.
Bei weiteren Fragen stehe ich nat�rlich jederzeit zur Verf�gung.
Andreas Etzrodt
Hauptstr. 15
49835 Wietmarschen
the_shark@gmx.de